Die Ölmassage gehört zum Ayurveda so wie die Butter aufs Brot. Tatsächlich ist Ayurveda ja vielen eher durch die Massagen bekannt als durch die Wissenschaft und die ganzheitliche Heilkunde dahinter. Aber gerade die ayurvedische Selbstmassage Abyhanga kann deine Selbstheilungskräfte aktivieren und für Wohlbefinden sorgen. In der kalten Jahreszeit hilft die regelmäßige Ölmassage außerdem dabei das erhöhte Vata zu beruhigen und den Körper von innen zu wärmen.
„Regelmäßig ins Massage-Zentrum?“ fragst du dich jetzt vielleicht. Naja, in Zeiten von Corona eh schwierig. Genau das ist das tolle an der Abhyanga, denn du kannst sie ganz einfach selbst zuhause machen. Im Artikel erfährst du was eine Abhyanga Massage ist, wie sie wirkt, wann sie anzuwenden ist und natürlich auch eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Selbstmassage.
Was ist eine Abhyanga überhaupt?
Abhyanga bedeutet übersetzt soviel wie „große Einölung“ und ist ein Akt der Selbstliebe, weil bei einer Abhyanga die Haltung des offenen Herzens geübt wird. Es geht also nicht nur im die Einölung des ganzen Körpers, sondern um die innere Einstellung bei der Massage. Deshalb wird Abhyanga auch oft mit „liebende Hände“ übersetzt. Im Ayurveda wird sie neben einem pflegenden Selbstfürsorge-Ritual oft auch therapeutisch, im Rahmen einer Panchakarma Kur, eingesetzt.
Das besondere an der Abhyanga-Selbstmassage ist die Massagetechnik, insbesondere die Streichrichtungen. Sie sind ganz typisch für die ayurvedische Ölmassage und auch du kannst bei deiner Selbstmassage zuhause darauf achten in welche Richtung du streichst. Die Massage mit der Haarrichtung – „Anuloma“ genannt – wirkt eher beruhigend, gegen die Haarrichtung – „Pratiloma“ – wirkt eher belebend. Je nach gewünschter Wirkung kannst du die Selbstmassage also auf deine Bedürfnisse ausrichten.
Wann ist eine Abhyanga hilfreich?
Die Abhyanga-Selbstmassage wirkt tiefenentspannend und ausgleichend auf die Doshas, besonders auf das Vata-Dosha. Deshalb eignet sich auch der Winter so gut für eine regelmäßige Ölmassage, da hier das Vata-Dosha allgemein erhöht ist. Auch bei mentalem und emotionalem Stress kann eine Abhyanga unterstützen, da die streichenden Bewegungen erdend wirken, Stress abbauen und sich dadurch die Gedanken beruhigen. Die Selbstmassage kann ein wichtiger Teil deiner Selbstfürsorge werden und du wirst merken, dass nicht nur deine Haut gepflegt ist, sondern auch innere Ruhe und Entspannung sich einstellen.
Neben mentaler Unterstützung hilft die Ölmassage auch bei einem geschwächten Immunsystem, körperlichem Stress und Verspannungen, weil es die Regeneration im Körper fördert. Die Streichbewegungen aktivieren die Durchblutung und helfen dabei Ablagerungen und Toxine aus dem Gewebe abzutransportieren. Wenn du deinen Körper beim Entgiftungsprozess nach deiner Abhyanga unterstützen möchtest, achte darauf genügend Wasser zu trinken. Deine Gelenke werden geschmiert, deine Haut genährt und das Öl dringt bis in tiefe Gewebeschichten vor. Bye bye Muskelkater, verklebte Faszien und angespannte Muskulatur.
Wann sollte man von der Abhyanga absehen?
Abhyanga-Selbstmassagen sind nicht immer zu empfehlen. Ayurvedisch gesagt solltest du bei erhöhtem Kapha keine Ölmassagen machen, da das Öl dein Kapha weiter erhöht. Deshalb ist auch bei allen Krankheitssymptomen, die dem Kapha-Dosha zugeschrieben werden, die Ölmassage kontraindiziert. Das sind zum Beispiel schleimige Erkältungen oder Fieber.
Welches Öl für die Selbstmassage?
Selbstmassagen brauchen qualitativ hochwertige Öle, die gut auf dich und deine Haut abgestimmt sind. Unsere Haut nimmt Nährstoffe sehr schnell und gut auf, deshalb kann man laut dem Ayurveda nicht nur über seine Ernährung, sondern auch über die richtige Körperpflege wieder in Balance kommen. Während bei einer professionellen Massage der Therapeut die Auswahl für dich übernimmt, solltest du dich zuhause vorab informieren, welches Öl für dich passen könnte.
Bei der Auswahl solltest du beachten, dass jedes Öl bestimmte Qualitäten hat und dein Dosha-Gleichgewicht beeinflussen. So gibt es Öle, die noch mehr Hitze im Körper erzeugen und dein Pitta-Dosha in die Höhe treiben, oder andere Öle, kühlend wirken und damit dein Vata-Dosha erhöhen.
Öl-Empfehlungen für alle drei Doshas:
- Vata-Dosha: Sesamöl wirkt wärmend, gut bei Verspannungen, trockener Haut
- Pitta-Dosha: Kokosöl wirkt kühlend und ist gut geeignet im Sommer und hitzige Pitta-Typen
- Kapha-Dosha: aktivierende oder erhitzende Öle wie Sesam- oder Maisöl – beachte, dass Kapha-Typen generell eher weniger Öl brauchen
Ayurvedische Selbstmassage Anleitung: So geht’s
- Die Ölmassage ist im Ayurveda Teil der Morgenroutine – reiht sich also nach dem Zunge Schaben und warmem Wasser ein. Das ist wichtig, damit dein Magen bei der Abhyanga noch leer ist!
- Am besten erwärmst du das Öl leicht, das sorgt für die besser Aufnahme über die Haut und unterstützt das wärmende Gefühl.
- Beginne mit der Selbstmassage am Scheitel und arbeite dich bis ganz nach unten zu den Fußsohlen.
- Verteile das Öl mit streichenden Bewegungen am ganzen Körper. Vergiss dabei auch kleine Stellen nicht! Die Finger- und Zehenzwischenräume sind auch Teil deiner Selbstmassage. 😉 Rund um die Gelenke sind es eher kreisende als streichende Bewegungen.
- Deine Bewegungen sind eher sanft und nur mit leichtem Druck. Erinnere dich beim Massieren an die liebenden Hände und die Haltung des offenen Herzens.
- Im Gesicht beginnst du auf der Stirn und massierst das Öl mit streichenden Bewegungen nach außen ein.
- Wenn du bei den Fußsohlen angelangt bist, lass das Öl mindestens 15, besser 30 Minuten einwirken und dusche dich danach mit warmem Wasser.
- Statt eine halbe Stunde einfach nur eingeölt rumzusitzen, kannst du die Wartezeit auch mit einer kleinen Meditation überbrücken. 🧘🏻♀️
Du siehst, Abhyanga ist wirklich viel mehr als nur eine Massage! Vor allem wenn du ein regelmäßiges Ritual daraus machst, kann sie ihre Heilungskräfte voll entfalten und für mehr Lebensenergie – Ojas im Ayurveda – sorgen.