Für erfahrene Yogis oft die Lieblingshaltung, für Anfänger oft die Hasshaltung: Shavasana. Hier scheiden sich oft die Geister. Als Yogalehrerin behaupte ich aber, dass Shavasana die wichtigste Haltung beim Yoga ist. Als Einstieg möchte ich zu allererst ich vorab die drei wichtigsten Fragen zu Shavasana klären:
Was ist Shavasana?
Auf Deutsch übersetzt heißt das Sanskrit Wort „Shavasana“ soviel wie Leichenstellung oder Totenstellung. Lass dich nicht vom Namen abschrecken! Im Yoga wird es für gewöhnlich am Ende der Praxis geübt, oder auch mal als Einstieg zu Beginn der Klasse. Du bist dabei in Rückenlage am Boden, lässt die Beine und Arme entspannt neben dem Körper liegen, schließt die Augen und bleibst regungslos für mehrere Minuten liegen.
Warum üben wir Shavasana?
Shavasana ist die wichtigste Haltung im Yoga, weil es deinem Körper, Geist & deiner Seele Zeit gibt, die Praxis zu verarbeiten. Dein ganzes Nervensystem entspannt sich, während alles geübte innerlich verarbeitet wird. Wann liegt man sonst mal einfach so mit geschlossenen Augen herum? Eigentlich nie. Shavasana ist kein Schlaf, sondern sozusagen wie der Moment kurz vorm Einschlafen, ähnlich wie beim Yoga Nidra. In diesem Zustand verändern sich auch unser Gehirnwellen auf Alphawellen, was für einen besonders tiefen Zustand der Entspannung spricht, der oft im Zusammenhang mit Flow-Zustand und erhöhter Kreativität genannt wird.
Wie lange sollte man in Shavasana bleiben?
Ich persönlich würde sagen: Je länger, desto besser. Bei meiner Yogalehrerausbildung haben wir gelernt, mindestens 5, besser 8 Minuten Endentspannung bei einer 90-minütigen Praxis einzuplanen. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass sich 15 Minuten Shavasana wie ein Traum anfühlen und man sich wie neugeboren fühlt. 😉
Das Schwierige und Großartige an Shavasana zugleich ist die absolute Stille. Nicht nur, dass du einfach regungslos am Boden liegst, im Normalfall sagt auch der Lehrer nicht mehr all zu viel. Besonders für Anfänger kann dies zu Beginn eine Herausforderung sein. Man liegt rum, denkt nach, es wird langweilig: We’ve all been there. Als gut geübter Yogi beginnst du aber irgendwann diese Stille und Ruhe zu genießen. Dein wohlverdientes Shavasana. Der Moment, wo du keine Anspannung, keine Konzentration, keinen Fokus mehr halten musst, sondern einfach loslassen darfst.
Dieses Loslassen will erstmal geübt sein, denn mit geschlossenen Augen in einer sehr offenen Haltung am Boden liegen braucht auch ein gewisses Vertrauen. Nicht selten sehe ich Anfänger mit offenen Augen, gekreuzten Beinen, verschränkten Fingern. Und das macht gar nix! Jeder ist in seinem individuellen Prozess und sollte seine persönlichen Grenzen achten. Nach ein paar Stunden weißt du schon was auf dich zukommt, und es fällt dir vielleicht leichter dich in Shavasana komplett hinzugeben.
Der Gedanke des Loslassens und der Hingabe haben übrigens nicht wenig mit dem Namen zu tun: Totenstellung. Denn ursprünglich war Shavasana als Übung fürs Sterben gedacht. Oha, richtig gelesen. Yogis sind realistisch und wissen, was auf sie zukommt im Leben. Denn beim Yoga geht es auch darum das Nicht-Anhaften („aparigraha“) zu üben – nicht nur an materiellen Dingen, sondern auch am Leben. Sterben will also gelernt sein, für den Moment, wenn es dann mal so weit ist. Damit wir entspannt loslassen und in andere Sphären übergehen können.
Egal, ob du nun Yoga-Anfänger bist, oder du dich schon jedes Mal auf dein Shavasana freust, heute habe ich drei Tipps für dich, um dein Shavasana noch mehr zu verbessern und die Entspannung zu vertiefen:
1. Mach es dir so richtig gemütlich
Und damit meine ich so wirklich gemütlich! Warme Socken, Pullover anziehen und Decke drüber. Denn auch wenn dir nach einer schwitzigen Praxis vielleicht gerade noch warm ist, nach 10 Minuten still liegen wird es vielleicht etwas frisch. Extra-Tipp: Yoga-Bolster oder zusammengerollte Decke unter den Kniekehlen, dann schweben die Beine sozusagen und auch dein unterer Rücken liegt schön geerdet auf der Matte. Falls nach ein paar Minuten doch nochmal was zwickt, und du nicht wirklich zur Ruhe kommst, justiere nach. Du sollst zwar still liegen, aber nicht krampfhaft eine ungemütliche Haltung bewahren. Achte also besonders in den ersten Momenten, ob wirklich alles dort liegt, wo es liegen soll, damit du dann komplett entspannt wegdriften kannst.
2. Ein Augenkissen wirkt wahre Wunder
Ich biete in meinen Klassen fast immer Augenkissen an – außer es sind keine vorhanden. Ja sogar für Yoga im Park habe ich selbst welche genäht, so sehr schwöre ich auf die Wirkung der Augenkissen. Ganz oft lehnen die Schüler sie aber ab. Zwingen kann und will ich natürlich niemanden, ich lege es dir aber sehr ans Herz mal ein Augenkissen bei Shavasana zu verwenden. Die meisten nehmen sie liebend gerne an, sobald sie sie einmal probiert haben. Das Gewicht auf den Augen entspannt die Gesichtsmuskeln, sorgt für noch mehr Dunkelheit und schottet dich damit von visuellen Reizen komplett ab. Ganz oft sind die Kissen mit Getreide und Lavendel gefüllt, so entspannst du dich auch noch zusätzlich durch den kühlenden Effekt und den beruhigenden Duft.
3. Stille oder Musik?
Ich persönlich bin eigentlich ein Fan von absoluter Stille beim Shavasana. Denn es geht hier wirklich darum, dass du gar keinen Input mehr bekommst, dein System sich von äußeren Reizen komplett erholen kann. Allerdings habe ich selbst gemerkt, dass ich es bei online Yoga zuhause ganz schön schwierig fand, komplett abzuschalten. In einem Yoga-Studio, wo ich in einem wunderschön aufgeräumten Raum entspannen darf, gibt es natürlich nicht so viele Gründe über meine To Dos nachzudenken. Zuhause, wo ich aber den Arbeitslaptop vor mir habe und im Augenwinkel noch den Wäschehaufen sehe schon. Wenn dann noch der Partner im Nebenzimmer telefoniert oder man die Nachbarn fernsehen hört ist es vorbei mit der Entspannung. Von daher: Schaff dir eine Atmosphäre, in der du komplett entspannen kannst. Und wenn dir ruhige Musik dabei hilft, dann mach sie an. Als kleine Inspiration kannst du dir gerne meine Spotify Playlist mit Shavasana Musik anhören.
Und, habe ich dir das Shavasana so richtig schmackhaft gemacht? Ich freu mich über den Austausch auf Instagram – dort habe ich darüber berichtet, wie sich Shavasana für mich anfühlt. Hinterlass mir gerne einen Kommentar, wie deine Erlebnisse in der Endentspannung waren!
Deine,
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